EVERY DAY CAIMI 54: „BRIEF AUS LIESTAL“

Seit 33 Jahren übe ich den Beruf eines Arz­tes aus (x-fach geimpfter Schulmediziner), die dienstfreien Wochenenden dienten meist der Erholung vom Berufsstress, die Partizi­pation an Kundgebungen war nicht auf der Liste der Freizeitbeschäftigungen. Nicht Co­rona hat das verändert, sondern die weder statistisch noch empirisch evidenzbasierten Massnahmen mit der schon fast peinlichen Lockdown-on-off-Politik unseres Bundesrates und der Task-Force.

Im Mai 2020 standen meine Frau und ich mit achtzig anderen Unentwegten auf dem Basler Marktplatz, um erste Fragen zur Coro­na-Politik zu stellen. Es war unsere allererste Demo überhaupt. Im August 2020 war ich für die Berichterstattung meines Youtube-Kanals an der Demo in Hamburg auf dem Jungfern­stieg, Ende August habe ich zum ersten Mal selbst in Zürich gesprochen, im November in Basel und nun am 20. März 2021 in Liestal.

Ich würde mich als bürgerlich bezeichnen, partei- und vereinslos, sieht man von einer ambitionslosen zweijährigen Mitgliedschaft in der LDP Basel-Stadt ab, aber als Tessiner findet man in der Basler «Daig»-Partei nicht wirklich eine Heimat.

In Liestal war ich erneut an der Seite mei­ner Frau, aber diesmal auch meines persön­lichen Anwaltes Philipp Kruse und dessen As­sistentin. Irgendwie beruhigend mit solchem «Staff». Die Kundgebung, organisiert vom Verein Stiller Protest, haben wir als äusserst zivilisiert erlebt. Es war eine selten heterogene Mischung von Menschen aller Altersklassen, für viele ihre erste Demo. Erfreulicherweise waren auch wirklich junge Mitbürgerinnen und Mitbürger dabei. Die Stimmung war gut – wozu auch das liebliche Vorfrühlingswetter beigetragen hat. Die Polizei, ganz normal und nicht in Sturmuniform gekleidet, trug durch ihre bestimmte, aber aufrichtige Freundlichkeit wesentlich dazu bei.

Als erstmals der Hubschrauber über dem Hauptkundgebungsplatz kreiste, gingen Tau­sende von Händen hoch, als wollten sie alle den Piloten sagen: «Gell, wird sind viele!» Waren es wirklich zehntausend Teilnehmende? Als lang­jähriger FC-Basel-Fan, bis vor kurzem gewöhnt, solche Zahlen abzuschätzen, würde ich sagen: auf jeden Fall.

Ich gebe zu, trotz langjähriger Rede- und Bühnenerfahrung war ich vor dem Aufstieg auf die Rednerbühne etwas nervös. Blickt man dann aber auf ein solches Menschenmeer, gibt es in der Folge zwei Möglichkeiten: Man kollabiert, oder das Adrenalin trägt einen von Satz zu Satz, von Pointe zu Pointe. Zum Glück geschah Letzteres, vielleicht mit einer Pointe zu viel, in der ich, sa­tirisch gefärbt, den Leitmedien ankündete, ich würde ihnen nun eine fette Schlagzeile liefern, in­dem ich äusserte, die Covid-19-Impfung sei mehr Gentherapie als Impfung. Zum Publikum sagte ich: «Wetten, dass ihr genau das heute Abend oder morgen irgendwo lest?» Dazu kam es nicht, aber zur Löschung der ganzen Rede auf Youtube aufgrund von «medical disinformation». Das auf dem Kanal von Stricker-TV, das nichts anderes ge­macht hat, als die Kundgebung zu filmen. Keine Zensur?

Der Heimweg durch Liestal zum Bahnhof war genauso friedlich wie der Hinweg zum Kund­gebungsplatz. Umso «spannender» dann die Be­richterstattung in den sogenannten Leitmedien. In einem Fussball-Interview wäre die klassische Frage des genervten Trainers oder eines Spie­lers an den Journalisten gekommen: «Haben Sie ein anderes Spiel gesehen?» In diesen Berichten war, nebst der Erwähnung der im Freien (!) nicht getragenen Masken, unisono die Rede von Verschwörungstheoretikern, Rechts­radikalen und immer wieder auftretenden antisemitischen Plakaten. Ich bin zwar mit Laserkorrektur kurzsichtig, aber ich habe weder Springerstiefel noch Glatzen noch sol­che Plakate gesehen. Auf meine mündliche Nachfrage bei einem Journalisten kam die Ant­wort: «Und was sagen Sie zum Plakat Imp­fen macht frei? Ist das nicht eine Verhöhnung der Auschwitz-Opfer?» Meine Antwort: «Der Vater dieses Satzes heisst Markus Söder und gehört zu den ganz harten Lockdownern und erfreut sich Zustimmungswerten von über 40 Prozent in deutschen Landen.»

Es darf nicht sein, was aber ist: dass mittler­weile viele Bürgerinnen und Bürger, nicht wenige allmählich existenziell bedroht, diese Politik des Bundesrates in Frage stel­len, friedlich, aber auf der Basis unserer Ver­fassung. Also greifen die grossen Verlags­häuser zum medialen Schredder – wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Längst sind die Leit­medien vom Staatstropf abhängig, in ver­meintlichen Bananenrepubliken würde der arrogante Westen von gekauften Medien spre­chen, in der Schweiz nennt man es «Medien­förderung». Und wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, heisst es: «In der Schweiz ist es doch allemal besser als anderswo.» Stimmt. Aber was ist denn «besser»? Alles relativ: ohne Arbeit ist besser, als eingesperrt zu sein, nur eingesperrt ist besser als gefoltert, gefoltert ist besser als erschossen. Wehret den Anfängen: Wir haben die friedlichen Rechte und eben­solche Möglichkeiten dazu!

Der Text ist zuerst in der Weltwoche 12/21  vom 25. März 2021 erschienen.

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