EVERY DAY CAIMI 166: „SÖDOLF PLÖTZLICH IN PANIK?“

Die Proteste und Spaziergänge zeigen Wirkung: Es sind ganz ungewohnte Töne vom vollmundigen Ober-Corona-Scharfmacher und -Feldherrn Södolf, die er in einem aktuellen Interview anschlägt. Ausgerechnet er, der von den ersten Tagen der „Pandemie“ an bis vor kurzem keine Gelegenheit ausgelassen hat, das möglichst totalitäre Gesundheitsregime für alle in die Tat umzusetzen. Quarantäne, Ausgangssperren, Lockdowns, Bundesnotbremse, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Testen, Impfen, Nachschärfen – das Vokabular Söders zeugte von einer Freiheitsfeindlichkeit und Verächtlichmachung von Bürgerrechten, die ungute Maßstäbe setzte.

Jetzt sind von ihm plötzlich ganz andere Klänge zu vernehmen; auf einmal gibt sich Söder zurückhaltend und handzahm. Er sehe derzeit „keine ausreichende Grundlage für Corona-Verschärfungen”, erklärte er zu Verblüffung seiner journalistischen Gesprächspartner gegenüber „Bild TV„. Ausgerechnet kurz vor der morgen anstehenden Bund-Länder-Runde – einem Zeitpunkt also, zu dem Söder bei früheren Anlässen schonmal so richtig warmgelaufen wäre und Maximalforderungen aufs Tapet gebracht hätte – wirkt er, als hätte man ihm den Schwanz eingeklemmt: „Es gebe noch kein abschließendes Empfehlungspapier für eine weitreichende Entscheidung”, windet er sich verunsichert, und setzt nach: „Wenn es weitere Maßnahmen geben sollte, dann müssen die gut wissenschaftlich begründet sein.“ Ein guter Witz – gerade aus Söders Mund, der sich zuvor in dieser Krise noch nie an Expertisen oder wissenschaftliche Ratschlüsse gestört hatte, wenn sie nicht zur Rechtfertigung seiner autoritären Anmaßungen taugten. Nicht ohne Grund erklärte der Bayerische Verwaltungsgerichthofdenn auch seine Ausgangssperre 2020 für verfassungswidrig.

Für Söders „Sinneswandel“ – in Wahrheit ist es die opportunistische Reaktion auf eine sich für ihn bedrohlich ändernde Stimmungslage – gibt es einen naheliegenden Grund: Die Proteste und Kundgebungen haben gerade in Bayern ihre Wirkung auf die Politik vor Ort keineswegs verfehlt; im Gegenteil. Viele Landräte, Oberbürgermeister und lokale CSU-Granden sehen ihre Felle schwimmen. Sie bekommen den Frust der Bürger ab – und machen den Scharfmacher in der Münchner Staatskanzlei dafür verantwortlich. Und immer mehr Unverständnis und Ungeduld der Bürger schlagen der Staatsregierung entgegen. Und natürlich sind es auch Eindrücke wie diese vom unsäglichen Verhalten seitens Söders Landespolizei, die für ein unaufhaltsames Umkippen der öffentlichen Meinung sorgen:

Jetzt spielt Söder also auf einmal den Zurückhaltenden, Besonnenen – und versucht, seine unverhoffte Mäßigung als die normalste Sache der Welt hinzustellen: Nach seinen Informationen gebe es bislang keine Empfehlungen des neuen Expertenrats der Bundesregierung für eine Verschärfung von Maßnahmen. Söder: „Das muss jetzt mal geklärt werden, denn ohne wissenschaftliche Expertise macht es ja keinen Sinn.” Deshalb sei die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag auch „möglicherweise ein paar Tage zu früh angesetzt”. So etwas sagt einer, dem noch im Dezember die Vorverlegung des Termins der Bund-Länder-Runde zu den Weihnachtsmaßnahmen Anfang Dezember gar nicht schnell genug gehen konnte. Und scheinheilig erklärt er, anders als bei früheren Wellen sei bei Omikron „die Verunsicherung riesengroß” – weshalb es „Entscheidungen auf wissenschaftlich nachvollziehbarer Grundlage” brauche,  „die dann auch vor Gerichten standhalten”.

Und dann folgt der wohl verräterischste Teil seiner Aussage, der zeigt, dass die Demonstrationen ihren Zweck nicht verfehlt haben: Man müsse „in diesem Jahr auch darüber nachdenken, wie wir die Gesellschaft wieder heilen und versöhnen können”. Man müsse sich abgrenzen vom „rechtsradikalen Bereich” der Proteste, aber „es gibt auch viele Menschen, die schlicht und einfach verunsichert sind, die genervt, müde und gestresst sind. Und für die brauchen wir ein Angebot auf Dauer zum Gespräch, zum Miteinander.” Dazu erwarte er von der neuen Bundesregierung Vorschläge, „wie sie glaubt, diese Pandemie in den nächsten Wochen gestalten und bewältigen zu können.” Der Opportunist tut das, was er am besten kann: Sein Fähnchen in den Wind hängen. Weil er den Volkszorn fürchtet, gibt er sich mit einem Mal empfänglich für Kritik. Ob das Volk Södolf diese neue Sensibilität abkauft? Ob er damit am Ende seine Haut retten wird? Man darf es bezweifeln.

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4 Kommentare

  • Invino Veritas 2 Jahren ago

    „Markus Söder ist vermutlich der beste Wetterfrosch für politischen Opportunismus.“ Markus Söder repräsentiert eigentlich den typischen Politiker, immer seine Fahne nach dem Wind hängen, nach dem Motto: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“ Das liberal-konservative Meinungsmagazin, Tichys Einblick, liefert hierzu einen erhellenden Artikel:
    https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/soeder-setzt-sich-von-der-allgemeinen-impfpflicht-ab-und-nicht-nur-das/

  • papipapo 2 Jahren ago

    Guten Tag Herr Caimi. Erst einmal vielen Dank für ihren grossartigen Einsatz!!!
    In ihrem Video „Impfspektion 2“ sprechen sie davon, dass in den Impfstoffen 99% Graphenoxid drin ist. Auf anderen „Internetseiten“ wird dies verneint und geschrieben, dass in den Impfstoffen 0%, also gar kein Graphenoxid enthalten ist. Wie kommt es zu diesen völlig unterschiedlichen Aussagen?
    Vielen Dank und viel Kraft für die nächste Zeit!

  • Schneewittchen 2 Jahren ago

    Ich habe auch in erster Linie an die getürkten Inzidenzzahlen als Grund gedacht. Diese Zahlentrickserei wiederum könnte Anlass zu weiteren und immer besser besuchten Spaziergängen werden.

    Und wenn Dr. Caimi im Schwarzwald zu wenig Gleichgesinnte kennt, lernt er ja vielleicht auf einem solchen Spaziergang Leute kennen, siehe protestkarte de (neuerdings seh ich da bereits erste Einträge auch für die Schweiz).