Von René Zeyer („Inside Paradeplatz“, 14.1.22)
Australien verabschiedet sich als Rechtsstaat, die Qualitätsmedien von der Qualität. Soll das mit einer Steuermilliarde subventioniert werden?
Affentheater ist noch das Vorwort. Australien hat sich gerade aus der Gruppe der Rechtsstaaten verabschiedet. Wer dazugehören will, respektiert die Trennung zwischen Exekutive und Judikative.
Aber in Australien darf ein Minister einen Gerichtsentscheid einfach mal annullieren. Was immer man von Novak Djokovic halten mag: Er hat ein ordentliches Visum beantragt und ausgestellt bekommen. Das wurde ihm an der Grenze annulliert. Dagegen beschritt er den Rechtsweg, der Richter entschied, ihn einreisen zu lassen.
Nun behauptet ein Minister, er entscheide aus „Gründen des Gesundheitsschutzes und im Sinne der Öffentlichkeit“. Er meint wohl: Er entscheidet aus Gründen der Wiederwahl und im Sinne seiner Partei.
Man stelle sich vor: Ein Schweizer Gericht fällt ein Urteil. Dann kommt ein Bundesrat und sagt: ach nö, im Sinne der Meinungsumfragen und um mein Pöstchen zu behalten, werfe ich den Entscheid um. Es ginge – zu Recht – ein Aufschrei durch die Schweiz.
Die Politik Australiens gegenüber Asylsuchenden und Einwanderern ist seit Jahren ein Skandal. Zum Teil viele Jahre lang hocken Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Zuständen in Lagern ausserhalb Australiens. Rechtlos, von privaten Firmen bewacht, die ein Minimum an Lebensnotwendigem anbieten, um ein Maximum an Profit zu erzielen.
Das Abschiebehotel, in dem Djokovic die ersten Tage verbringen musste, ist geradezu die Luxusausgabe dieser Knäste.
Das ist der australische Skandal. Weit weg, down under, who cares. Aber es gibt auch einen Schweizer Skandal, und der besteht in der Berichterstattung über diesen australischen Wahnsinn.
Erwähnt hier einer unserer Qualitätsjournalisten diesen rechtsstaatlichen Skandal? Ach was, man massiert lieber alle Vorurteile und rassistischen Clichées, die man gegenüber Serben auffahren kann.
Grössenwahnsinnig seien die, Djokovic ein „Schwurbler“. Die serbische „Krawallpresse“ sei unterwegs zum Weltkrieg, falls die Nummer eins tatsächlich am Turnier teilnehmen dürfe, gäbe es „Aufruhr“ und Bürgerkrieg in Australien. Oder in einem Satz: „Der Weltranglistenerste ist zum Symbol der Egozentrik, der Uneinsichtigkeit, der Ungleichheit und zu einem weltweiten Anführer der Impfgegner geworden.“
Das erschien, begleitet von demagogischen Fotos eines grimmigen, unrasierten, den Mund zum Schrei geöffneten Serben mit stechendem Blick nicht etwa in Boulevard-Medien, sondern im angeblichen Qualitätskonzern Tamedia.
Dessen Big Boss Pietro Supino, ein grosser Befürworter der zusätzlichen Medienmilliarde, sagt ohne rot zu werden: „Der wichtigste Beitrag, den wir als Branche leisten können, ist die verlässliche Information der Bevölkerung über Fakten und Meinungen.“
Kleine Korrektur, Herr Supino: es bräuchte den Konjunktiv. „Leisten könnten“, so wäre es korrekt. Denn was sich Tamedia hier als Medienimperium leistet, das mit insgesamt 15 Tageszeitungen sich mit CH Media als Duopol das Tagesgeschäft teilt (die NZZ ist ja nur für einige wenige, und der „Blick“, ach ja), das ist erbärmlich.
Ein Redaktor mit kosovarischen Wurzeln darf die hetzende Meute anführen. Ohne dass das dem Leser transparent gemacht wird. Austeilen kann der, auf eine journalistische Anfrage reagiert er nicht. Angesichts des Verhältnisses zwischen dem Kosovo und Serbien ist das ungefähr so, wie wenn ein Nordkoreaner über Südkorea schreiben würde – und dem Leser wird das nicht transparent gemacht.
Personalisierung, Stigmatisierung, in Wiederholungsschleife die ewig gleichen, despektierlichen Adjektive verwenden, einen Serben, alle Serben als unter Komplexen leidende Irre darstellen, die mal wieder einem „falschen Märtyrer“ folgen, was hat all das mit Qualitätsjournalismus zu tun?
Welchen Grund könnte Tamedia anführen, wieso der Konzern mit Steuergeldern unterstützt werden sollte? Weil die Medienclans in den letzten Jahren Milliardengewinne in den eigenen Sack steckten, statt dringend nötige Investitionen in technologischen Wandel zu stecken? Weil ihre Manager mit offenen Mündern zuschauten, wie Google, Facebook & Co. sich über 90 Prozent vom Online-Werbekuchen abschneiden? Weil statt Pluralismus und Meinungsvielfalt zwei Zentralredaktionen von Tamedia und CH Media insgesamt 36 Zeitungen in der Schweiz von Basel bis Bern, von Aarau bis St. Gallen, von Zürich bis Luzern mit dem gleichen Einheitsbrei abfüllen?
Die Wahrheit ist konkret. Der Fall Djokovic ist das Beispiel dafür, wie tief dieser Journalismus gesunken ist. Der ist keinen Steuerrappen wert. Von einer Steuermilliarde ganz zu schweigen.
Wenn ich etwas von den Medien höre – besonders von der sich zusehends radikalisierenden, linksextremen Lügenpresse, mit ihren stalinistischen Proklamationen – da kann ich es einfach nicht lassen und möge mir verzeihen. Man muss sich nicht wundern, wenn man betrachtet, wo die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunk-Anstalten, sowie viele der Leit- und Qualitätsmedien zu verorten sind. Um festzustellen, ob ich von diesen Medien ausgewogen, ausgegoren und objektiv informiert werde, ob sie sich an die journalistischen Mindeststandards halten und nicht Teil einer »strukturellen Korruption« sind, gewisse Sprachregelungen seitens des Inhabers des Medienhauses, des Büroleiters, des Chefredakteurs vorliegen, bediene ich mich einer von einer Schweizer Forschergruppe namens „Swiss Propaganda Research“, oder neu „Swiss Policy Research“ veröffentlichten Webseite. Dort finde ich jeweils die entsprechenden Informationen bezüglich den Abhängigkeiten des Medienhauses, des Büroleiters und/oder deren Chefredakteure als Resultate einer wissenschaftlichen Sozialen Netzwerkanalyse (SNA). Eine Netzwerkanalyse beleuchtet die Verbindungen von Top-Journalisten zu Eliten aus Politik, Militär und Wirtschaft. Ich möchte zum Beispiel auch wissen, wie massiv die führenden Journalisten in vertraulichem, informellem Austausch mit Politik- und Wirtschaftseliten stehen, und zweitens, inwieweit in ihren Medien eine inhaltliche Elitenorientierung zu finden ist, d.h eine Vorliebe für die Sichtweisen und die Argumente von Eliten. Die Eliten aus Politik, Militär und Wirtschaft bilden ein Machtdreieck. Die Netzwerke im Elitenmilieu haben augenscheinlich eine Entsprechung in den Meinungsäußerung der Journalisten. Betrachtet man zusätzlich die Eigentümerkonzentration, so wirkt dieses Bild nicht gerade beruhigend.
Die jeweiligen herauselaborierten Ergebnisse sind jeweils hier zu finden:
Amerika: https://swprs.org/das-american-empire-und-seine-medien/
Deutschland: https://swprs.org/netzwerk-medien-deutschland/
Österreich: https://swprs.org/medien-in-oesterreich/
Schweiz: https://swprs.org/netzwerk-medien-schweiz/
Konsterniert musste ich dabei feststellen, dass alle diese Medien und Akteure einen merkwürdigen amerikanischen Akzent haben, also eingebunden sind in transatlantische Netzwerke. Es beweist, dass die journalistischen Eliten zu stark in die transatlantischen Elitennetzwerke eingebunden sind, um noch als Anwälte des öffentlichen Interesses kritisch-kontrollierend zu wirken. Es scheint sich hier um einen Schmusekurs mit den Eliten und ein Elitenkonsens herauszubilden, zu viel Nähe zur Macht korrumpiert bekannterweise. Was ich als Depesche, als Botschaft oder auch als Nachricht durch diese Art von Medien erhalte, sind nichts anderes als «kognitive Vereinnahmungen», nämlich die Ansichten, die Meinungen, die Sichtweisen, die Propaganda und Desinformationen, die Fokussierung derselben, auf die Linie der US-Regierung, der CIA, der NATO und einer Clique von superreichen Oligarchen liegt.
Berücksichtigt man die Tatsache, dass die meisten Journalisten ihre Beiträge aus Kostengründen – mit möglichst geringem Ressourcenaufwand – nicht mehr selber sorgfältig recherchieren, sondern über den Copy&Paste-Prozess, die Texte einfach vom Newsticker oder Teleprompter, einer der wenig übriggebliebenen Nachrichtenagenturen – eigentlich nur noch deren drei -, übernehmen. Inhaltsanalytisch betrachtet, ist eine Gleichschaltung und ein Gleichklang festzustellen, mir wird also vorgefertigte und vorgekaute Kost präsentiert. Siehe hierzu folgendes Diagramm: https://swprs.org/der-propaganda-multiplikator/
Hier stellen sich die konkreten Fragen: Was kann ich noch von dieser Art von Medien und Journalismus noch erwarten? Wird die Unabhängigkeit und damit die Kritikfähigkeit des Journalismus durch den Kontakt mit den Eliten aus Politik und Wirtschaft nicht stark beeinträchtigt? Antworten auf diese Fragen findet man hier:
– Uwe Krüger „Meinungsmacht, Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“
– Uwe Krüger „Mainstream, Warum wir den Medien nicht mehr trauen“
– Jens Wernicke „Lügen die Medien?, Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung.“
– Ulrich Teusch „Lückenpresse, Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten“
– Ulrich Teusch „Der Krieg vor dem Krieg, Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet“
– Michael Meyen „Die Propaganda-Matrix, Der Kampf für freie Medien entscheidet über unsere Zukunft“
– Michael Meyen „Breaking News: Die Welt im Ausnahmezustand, Wie uns die Medien regieren“
– Alexis Mirbach, Michael Meyen „Das Elend der Medien, Schlechte Nachrichten für den Journalismus“
– Marcus Klöckner „Zombie-Journalismus, Was kommt nach dem Tod der Meinungsfreiheit?“
– Marcus Klöckner „Sabotierte Wirklichkeit, Oder: Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird“
– Udo Ulfkotte „Gekaufte Journalisten, Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken“
– Udo Ulfkotte „Volkspädagogen, Wie uns die Massenmedien politisch korrekt erziehen wollen“