SAM OHNE FILTER 1: „DIE MACHT DES FAKEBILDES“

von Samantha Brianza

«Bilder sagen mehr als 1000 Worte»

Wir alle kennen dieses Sprichwort, dessen zugrundeliegende Fähigkeit es ist uns mit einfachen Worten die objektive Wahrheit greifbar zu machen.

Wir wissen, dass Bilder helfen können uns Beschreibungen einer Zeit, eines Orts, eines Objekts/einer Person oder einer abstrakten Theorie verständlicher zu machen. V.a. besitzen Bilder die Fähigkeit Emotionen im Betrachter auszulösen. Ihr stummes Dasein bietet dem Betrachtenden den Raum über den Kontext zu fantasieren. Ein Bild wird aber oft nicht wortlos dargestellt, wie z. B. In der Medienwelt, da trägt es eine Schlagzeile und/oder kurzen Beschrieb der dargestellten Szene, was somit dem Betrachter einen Richtungsanstoss in den intendierten Kontext gibt. Das ist per se nichts Schlechtes, aber sind wir uns dem wirklich bewusst? In jedem Augenblick? Dass unsere menschlichen Gaben wie die Kontextualisierung jeweils mittels Beschrieb in eine Richtung gelenkt wird? Und wenn Worte bereits Sachgetreu Information vermitteln oder auf eloquente Art Abstraktes zu erklären wissen, ist ein Bild da nicht überflüssig? Ja, sogar fehlplatziert?

Ich nehme an, da Sie diesen Blog folgen, verstehen Sie, auf was ich hinaus möchte. Dennoch scheint es mir immer wieder essenziell, auch für mich persönlich, dass wir uns im Alltag immer wieder dazu anhalten, das gesellschaftliche Konstrukt und das eigene Denken sowie Verhalten zu beobachten und zu hinterfragen.

Die Digitalisierung unseres Alltags hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Was ich früher nur aus den Metropolen der Westlichen Welt wie London kannte und mir so fremd vorkam, wird nun immer wie mehr auch in meiner Heimat zum vertrauten Alltagsbegleiter. In der ÖV und vermehrt an Tankstellen sind nun Bildschirme anzutreffen, deren flimmernde LED`s Nachrichten, farbige Bewegt Bilder und (#)Slogans schier endlos in die Welt hinaus leuchten. Merken wir das noch? Natürlich! Sagen wir. Wir sind gewappnet und wir lassen uns doch nicht beeinflussen, geschweige denn manipulieren! Und doch sind diese Bildschirme installiert worden und werden scheinbar 24/7 betrieben. Das (un)wertvolle Fiat Geld wird ausgegeben, um dem Verbraucher ein Gut schmackhaft zu machen…ein E-Auto, einen Job, eine Verhaltensregel oder auch ein bestimmtes Gefühl ..

Wir nicken, selbstverständlich wissen wir dies ebenfalls. Nun, wenn uns das bekannt ist, dann bestimmt auch denjenigen, welche uns all diese Nachrichten, Werbungen sowie Slogans vermitteln. Mitsprache geschweige denn Mitbestimmung bei dem Inhalt, mit denen wir laufend bombardiert werden, haben wir nicht. Daher stellte ich mir die Frage: Wieso wir in unserer direkten Demokratie über die Materialien der Sitze unserer Trams (ob aus Holz oder Stoff) abstimmen können, jedoch das Installieren von Bildschirmen wiederum nicht. Demzufolge wird dies von einer anderen Instanz als das Volk entschieden?

Obwohl wir weder wirklichen Einfluss auf die Technisierung unseres Alltags noch auf den Inhalt der Terabytes an Datenströme haben, müssen wir unsere reelle Kontroll- und Steuerungsmöglichkeit bewusst werden. In einem weiteren Schritt können wir diese Fähigkeiten einsetzen, stärken und pflegen. Besonders unseren kritischen analytischen Verstand und die Fähigkeiten der Selbstbetrachtung und Reflexion. Je mehr wir diese menschlichen Fähigkeiten einsetzen und verwenden, desto besser werden wir im Umgang mit den «stalkenden Big Brother-» Bildschirmen, anderen Medien und Content verbreitern. Dies hat auch einen Einfluss auf unsere emotionale und psychologische Ebene, denn wir betrachten von einer Metaebene aus und können somit etwas mehr an Kontrolle über das gewinnen, was uns triggert und Einfluss auf unsere innere Landschaft hat.

Konkret möchte ich nun ein kleines und doch essentielles Beispiel aus meinen Alltag beschreiben.

Ich besitze ein kostenloser E-Mail-Account, bei dem man mit Nachrichten sowie Werbungen auf der Hauptseite überflutet wird.War das eigentlich schon immer so? War da nicht eine Weisheit, die besagt: «Wenn dir was kostenlos angeboten wird, dann bist du das eigentliche Produkt.»?

Am 10.08.2021 stand in einer der Hauptschlagzeilen (Nachricht aus Deutschland) «Über ein Viertel der stationaer behandelten Corona- Erkrankten erneut in Klinik»

Darüber ein Bild von einem korpulenten Mann liegend in einem Spitalbett. Der Oberkörper nicht ganz von einem Spitalhemd bedeckt, der Unterkörper mittels Bettdecke zugedeckt. Das Gesicht ist durch Spitalinventar abgeschirmt, sichtbar sind violette Schläuche die von der Gegend seines Kopfes an ein neben ihm gestelltes Beatmungsgerät verlaufen. Auch sind mehrere Infusionsschläuche und ein Zugang am rechten Arm sichtbar. Unter dem Bild steht «c picture alliance/dpa/dpa-zentralbild/Bodo Schackow»

Ich habe dann aus Neugier auf das Bild geklickt, um es genauer zu inspizieren. Das Bild wurde in einem neuen Tab geöffnet und in der Darstellung etwas vergrössert. Neben dem oben festgehaltenen Beschrieb erschien neu «Ein Patient liegt im Krankenbett auf der COVID-19 Intensivstation. (Symbolbild)»

Symbolbild? Dachte ich: Schau ich mir doch Mal die Definition an

Wiki
«Als Symbolbild oder Symbolfoto bezeichnet man in Print- und Onlinemedien sowie im Fernsehen eine zu Texten abgedruckte bzw.dem Gesprochenen eingeblendeten bildliche Darstellung, die nicht den konkreten Sachverhalt darstellt, sondern aus einem davon unabhängigem Zusammenhang stammt. Dazu wird beispielsweise eine nicht bildlich festgehaltene Szene nachgestellt, abstrakt visualisiert, unter Nutzung einer Fotomontage dargestellt oder eine Abbildung eines ähnlichen Motivs genutzt, das aus einem anderen Zusammenhang stammt. Es gibt Agenturen, die Symbolfotos für verschiedene Themenbereiche kommerziell anbieten.

…Abweichend von der Definition der Fotografie verwenden Verlage auch vollständig computergenerierte Abbildungen zur Illustration ihrer Aussagen.»

Somit stellt das im Artikel verwendete Bild NICHT den konkreten Sachverhalt dar. Wenn man dem eingebetten Hyperlink im Wort «Agenturen» folgt, stösst man bei der nächsten Seite unter dem Abschnitt «Weblinks» auf folgende Liste mit Bildagenturen. Darin ist auch picture allianceaufgelistet, welche das Titelbild generiert hat. Meiner Vermutung nach wurde das Bild komplett nachgestellt. Für Diejenigen, die Interesse an Bildanalysen haben; die Infusionsschläuche scheinen in ihrem Verlauf unsichtbar zu werden (v.a. der vom rechten Arm ausgehend) und die Infusionsbehälter wirken abwesend. Auch scheint mir der vorderste violette Schlauch doch sehr hell beleuchtet zu sein, obwohl die hellere Lichtquelle vom Fenster her kommt und somit dieser sich eigentlich im Schatten des Bettes befände. Daher vermute ich, dass hierfür ein Bildbearbeitungsprogramm genutzt wurde.

Ein ähnliches und offensichtlicheres Beispiel wurde am 2. Mai 2021 gezeigt.

«Alle Meldungen zum Coronavirus vom 2.Mai 2021 zum Nachlesen»

Meiner Annahme nach handelt es sich um dasselbe Foto. Das Spitalbett und die Decke sind dieselben. Ebenfalls scheinen die Zugänge der Infusionen sowie die korpulente Statur des Patienten die gleichen zu sein. Und wenn wir genau hinsehen, dann liegt die Person von den Beinen her betrachtet auf der linken Seite. Die offensichtliche Pfuscherei mit dem Foto wird dann beim Kopf ersichtlich. Nebst den nicht stimmigen Relationen müsste das Genick dieses armen Patienten so deformiert sein, damit dieses soweit aus tiefer als die restliche Wirbelsäule liegen kann. Zudem wirkt es, als sässe der viel zu kleine Kopf im Brustkorb des Patienten.

 

Ist das nun ein Beweis dafür, dass alles gelogen ist und demnach keine C19-Patienten in den Spitälern liegen würden? Nein. Die Aussage ist: Das Bild sagt genau Nichts aus, da beide Bilder nicht die Realität abbilden. Sie sind weder Beweis, für oder gegen etwas. Aus diesem Grund sind sie nichtig.

Der mir weitaus wichtigere Punkt, den ich mittels dieser Beispiele hervorheben möchte, ist folgender; in Zeiten der stillen digitalen Zensierung und des Shadow Bannings wegen u.a. Fake-News/Content – wer entscheidet denn, was Fake-News ist und v.a. wer Fake-Content verbreiten darf?

Wann ist es denn OK mit offensichtlichem oder weniger offensichtlichem Fake-Material über MSN der Masse zu zeigen?

Selbst wenn es darum ginge, dass man die Privatssphäre des Patienten schützt , dann müsste das 1. Bild ganz klar mit «nachgestellter Szene» beschriftet sein. Der Fakt, dass man erst über diese Info beim darauf klicken mittels einem postiv klingenden Wort (Symbolbild) aufgeklärt wird, ist beabsichtigtes Verbergen und somit Fehlleitung mittels der dargestellten Szene. Da diese Bilder nicht den Realensachverhalt widerspiegeln, haben sie nur eine Aufgabe; auf die emotionale Ebene des Betrachters zu wirken.

Plädiere ich dafür, dass diese Onlinemedien nun zur Rechenschaft gezogen werden und solche Fake- und bearbeitete Darstellung verboten werden?

Nein, überhaupt nicht!

Mainstream- oder Alternativmedien sollen solche Methoden anwenden dürfen – auch wenn ich selbst diese als emotionale Manipulation werte und daher mich nicht solcher Methoden bedienen möchte. Ich bin absolut immer gegen Zensur und für die freie Meinungsäusserung und freien Ausdruck jeglicher Inhalte (Kontrovers oder auch der Lüge) völlig unbhängig davon, ob ich mit dem formulierten oder dargestellten Inhalt einverstanden bin oder nicht. Grundrechte gelten Ausnahmslos für «Freund und Feind». Auch ist die Konfrontation mit einer anderen Meinung (so konrovers diese auch sein mag) eine Chance die eigene zu reflektieren,ggf. zu reevaluieren oder eben die Eigene zu verfestigen. Mir ist es ein Anliegen, dass die Mitmenschen sich mittels wahrheitsgetreuer Fakten selbst eine Meinung bilden können und es absolut in der Verantwortung des Mitmenschen in der Rolle des Betrachters/ Konsumenten liegt, sich kritisch mit dem Dargestellten auseinanderzusetzten. Meiner Meinung nach sind Medien nicht da, um sich unterhalten zu lassen oder für das «Mental abschalten», sondern Medien sind da aus einem Sichtpunkt (und im optimal Fall aus einem objektiven Sichtpunkt heraus) Information zu vermitteln, welcher der Konsument stets mit einem wachen Geist aufzunehmen hat.

Mit diesem simplen jedoch nicht weniger aufschlussgebenden Beispiel kann die Diskrepanz der (noch) geltenden Menschen-Grundrechte aufgezeigt werden. V.a. für all jenen, die immer noch glauben, dass das bei uns nicht so wäre.

«Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte», es liegt aber an uns, den Kontext zu verstehen, ein mögliches Framing zu erkennen und die dahinter liegende Intention zu entschlüsseln. Nur mittels der Stärkung und Verwendung dieser zu tiefst menschlichen Fähigkeiten können wir uns über solche Methoden der emotionalen Steuerung durch Externe (sei dies MSN, Alternativ Medien, sog. Autoritäten oder Mitmenschen) bewusst werden und bewusster damit umgehen.

Obwohl ein Bild klären mag, was in Worten oft nur zeitaufwändig und komplex beschrieben werden kann, ist letztendlich folgendes, was mir an dem Sprichwort so gefällt: Nicht nur das «Gesagte» ist absolut zutreffend, sondern auch vermag das komplett Zutreffende nur mit wenigen Worten ohne Bild eine, von der Allgemeinheit akzeptierte, Wahrheit zu benennen.

 

 

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Ein Kommentar

  • Schneewittchen 3 Jahren ago

    «In der Medienwelt, da trägt es eine Schlagzeile und/oder kurzen Beschrieb der dargestellten Szene, was somit dem Betrachter einen Richtungsanstoss in den intendierten Kontext gibt. Das ist per se nichts Schlechtes, aber sind wir uns dem wirklich bewusst?»

    Was mir nicht bewusst wird, kann ich natürlich nicht schreiben, aber hier ein Beispiel, an das ich mich erinnere: vor einigen Wochen gab es bei Nau einen Coronabericht, der mit mehreren Symbolbildern voller Spritzen… illustriert war. Das Auffällige daran war, dass in den Bildlegenden nicht etwa von Covid die Rede war, sondern von den Grippeimpfungen der Jahre 2009 und 2015. Bei den Kommentaren haben sich mehrere Leute beschwert, die Grippebilder würden nicht zum Artikel passen, ich hingegen fand gerade die Jahreszahlen 2009 und 2015, etwas besondere Grippejahre, sehr aufschlussreich.